Schulungsunterlage
Kreiselkräfte
In
der Literatur ist die Definition des Massenträgheitsmomentes wie folgt
angegeben:
„Das
Massenträgheitsmoment eines Körpers um seine Achse S ist die Summe der
Produkte der Massenelemente mit den Quadraten Ihrer Abstände zur Drehachse.“
Quelle:
„Technische Formelsammlung“ von Kurt und Reiner Gieck, Gieck Verlag,
erschienen im Mai 2000
Damit
das aber auch für jeden, der auf diesem Gebiet noch keine Erfahrung sammeln
konnte, verständlich wird, haben wir eine Schulungsunterlage erstellt, an der
zukünftig neue Mitarbeiter der GEA Westfalia Separator Food Tec GmbH in das
nicht ganz einfach zu verstehende Thema eingearbeitet werden können.
Die
Trommel eines Separators rotiert, abhängig nach Baugröße und dem zu
separierenden Produkt, zwischen 2.800 U/min und 17.000 U/min.
Jeder
Körper besitzt Massenträgheitsmomente. Durch die Rotation der Trommel macht
man sich diese Massenträgheitsmomente zu nutze, wenn Unwuchten auftreten.
Unwuchten können z.B. durch angebackenen Feststoff oder durch ungleiche
Bohrungsanordnungen entstehen.
Eine
nicht im Rotorschwerpunkt angreifende Unwucht an einer rotierenden Trommel
erzeugt ein Moment, welches eine Neigung der Trommel zur Rotationsachse
hervorruft. Je niedriger das Trommelformat (Verhältnis der Trägheitsmomente
der Querachse zu denen der Rotationsachse) ist, desto stärker wirken die
erzeugten Kreiselkräfte der Schiefstellung entgegen. Zur Vereinfachung kann
gesagt werden, dass ein flacher Rotor eine höhere Unwucht vertragen kann, als
ein höherer Rotor.
Auf
den folgenden Seiten haben wir in die Herleitung der von uns per Excel
ermittelten Formel dokumentiert. In dieser Herleitung nimmt ein dünnwandiger
Hohlzylinder den Platz des Rotors ein. Diesen Hohlzylinder haben wir horizontal
in sechs gleichdicke Ringe aufgeteilt. Jeden Ring haben wir vertikal in 360
Masseteilchen geteilt. Unsere Ergebnistabelle haben wir so aufgebaut, dass jedes
Masseteilchen variabel schwer sein kann. Jedes Masseteilchen jedes Ringes wurde
so mit in unsere Berechnungen gebracht. Als Ergebnis haben wir eine Exceltabelle
herausgeschrieben, welche unsere numerisch ermittelten Momente mit den
ermittelten Momenten der Trägheitsmomentenformel für dünnwandige Hohlzylinder
aus dem Tabellenbuch vergleicht.

Dünnwandiger
Hohlzylinder im Schnitt und in der Seitenansicht inkl. der erforderlichen
Bemaßung.

Kreisbahn der
Schwerpunkte einzelner Masseteilchen inkl. der erforderlichen Bemaßung

Unsere
Tabelle haben wir so aufgebaut, dass jedes Masseteilchen variabel schwer sein
kann. Jedes Masseteilchen jeden Ringes wurde so mit in unsere Berechnungen
gebracht. Als Ergebnis haben wir eine Exceltabelle herausgeschrieben, welche
unsere numerisch ermittelte Lösung mit einer integrierten Version vergleicht.




Anhand der bekannten Formeln:
SM=(JR-JQ)
* sin a * w²
ist es uns gelungen mit recht einfachen
mathematischen Mitteln zu zeigen was sich hinter der Formel verbirgt und haben
zugleich deren Wahrheitsgehalt bewiesen.
Verhältnis
Summe aller Momente zum Trommelformat
Das Trommelformat einer
Separatorentrommel lässt sich aus einer einfachen Division herleiten. Es ist
wichtig, alle Trommelteile zu berücksichtigen. Das Massenträgheitsmoment der
Querachse (JX
oder JQ), welches durch den Schwerpunkt der Trommel verläuft,
ist durch das Massenträgheitsmoment der Rotationsachse (JY oder JR)
zu dividieren.

Man versucht ein Optimum
zwischen dem Format, und der Summe der stabilisierenden Momente eines Rotors zu
finden.

=
Trommelformat in Abhängigkeit zur Rotorhöhe
---- = Summe der Momente in Abhängigkeit zur Rotorhöhe
Erklärung
des Diagramms:
Anhand der
Grafik wurde eine Scheibe (nimmt den Platz des Rotors ein) mit konstantem
Durchmesser (0,07m) und variabler Höhe (0,001m-0,065m) untersucht. Der
Neigungswinkel α in dieser Berechnung beträgt 0,5°. Gäbe es diese
Neigung nicht, wäre die Summe der Momente null.
Es
ist zu erkennen, dass ein Rotor, der ein Format von 1 hat, kein Moment aufbringt
(einfacher Vergleich: Kugel). Alle rotationssymmetrischen Körper, die ein
Format unter 1 haben und sich durch Unwucht schief stellen, verursachen bei
Rotation ein positives Rückstellmoment. Deswegen baut Westfalia Zentrifugen,
dessen Trommeln ein Format zwischen 0,8 und 0,9 besitzen. Trotz auftretender
Unwuchten ist das wirkende stabilisierende Moment immer noch höher als das der
erzeugten Unwucht. Je mehr das Format Richtung 1 geht, desto kleiner werden die
Rückstellmomente.
Beispiel
eines Rotors mit gutem Format:

Würde
dieser Rotor mit einer Unwucht rotieren, wären die stabilisierenden Momente höher
als die Unwuchtkräfte:
Beispiel eines
Rotors mit schlechtem Format:

Würde
dieser Rotor mit einer Unwucht rotieren, wären die destabilisierenden Momente
so hoch, dass er umkippen würde: